Der Gasthof „Zum Seifert“ hat über mehr als 500 Jahre Ortsgeschichte geschrieben und verkörpert. Diese altehrwürdige Gaststätte in der Friedrich-Ebert-Straße hat in dieser Zeitenspanne bürgerbezogenes und richtungsweisendes Gesellschaftsgeschehen zum Wohlergehen der Bevölkerung unserer Wohn- und Lebensgemeinschaft Rehau wahrgenommen.

Als Rehauer Stadtbrandstätte von etwa dem Jahre 1500 bis 1913 war der Gasthof die Kommunbierbrauerei mit Schankrecht vom Jahre 1761 bis zum Jahre 1787. Der zweite Rehauer Stadtbrand am 14. Juli 1763 ist in dem Gebäude ausgebrochen, und es ist ein Raub der Flammen geworden. Das Haus wurde wieder als Gasthof mit landwirtschaftlicher Betätigung aufgebaut und befindet sich seit dem Jahre 1826 im Besitz der Familie Seifert in der siebten Generationenfolge.

Diese Gaststätte ist ein Lichtzeichen und offenbart den Gästen und der Bürgerschaft den Fleiß und die Stadtbildgestaltung. Schon das äußere Bild schmückt die Wand mit zwei Marmorplatten und beinhaltet die Beschriftung über die Geschichte. Die granitene Einfassung der Eingangstür, die Hinweistafel mit dem Bierkrug laden ein und zieren die Friedrich-Ebert-Straße. Das zum Gesamtbild gehörende Nachbargebäude, versehen mit dem Familienwappen, ist das Gästehaus für Übernachtungsmöglichkeiten.

Einmalig in der Region, inmitten der Stadthohheit ist der Biergarten. Ein Schmuckstück von erlesener baulicher Besonderheit ist diese Begegnungsstätte zum Rasten und gemütlichem Verweilen. Ein Gemälde an der Seitenwand erinnert den Betrachter an den Blitzeinschlag am 14.Juli 1763 und gibt einen Raum für Nachdenklichkeit.

Im Jahre 1978 haben der damalige Zweite Bürgermeister Edgar Pöpel und Edgar Seifert das Vermächtnis des Rehauer Chronisten J. G. Scherzer aus dem Jahre 1794, durch eine Stiftung von 200 Gulden am 14. Juli eines jeden Jahres von 20.00 Uhr bis 20.15 Uhr die Glocken der nahen Stadtkirche läuten zu lassen, umgesetzt. Dieses Feuerläuten ist bis zum Jahre 2021 in feierlicher Zusammenkunft von Einwohnern, dem Posaunenchor der evangelischen Kirche und Interpreten bei Speise und Trank löblich begangen worden.

Ein Traum der Gestaltung ist die Einrichtung der Gaststätte und das Nebenzimmer. Ein handgemaltes Bildnis von dem bekannten Maler Karl Dietel erhellt die Anwesenheit. Die frühere Feldbewirtschaftung, das Eisenbahnviadukt, der Weinkeller, das Musiktrio lassen eine Atmosphäre erleuchten. Die vielen Schmuckstücke an den Seitenwänden des Raumes lassen im Gast die stimmungsvolle Behaglichkeit und gedankliche Orientierung erwachen.

Edgar Seifert zapft sichtbar am Schanktisch Bier aus dem Faß in der traditionellen Wirtskleidung und seine Gattin Maria trägt das bestellte Essen auf. Viele Vereine und Gemeinschaften sowie die Stammtischbrüder finden hier Einkehr und Genugtuung. Oft greift der Wirt zu seinem liebgewordenen Musikinstrument, die Klarinette, und erfreut die Gäste mit belebenden Klängen. Er war viele Jahre Mitglied der Pilgramsreuther Blaskapelle.

Die Senioren-Union Rehau möchte der Familie Maria und Edgar Seifert danken. Ihre Räumlichkeiten waren uns 16 Jahre in 142 Veranstaltungen Treffpunkt der geschichtlichen und politischen Erläuterung. Die Gespräche und die Betreuung gaben den Mitgliedern der Senioren-Union Rehau Motivation und Zufriedenheit. Wir danken für die stete Dienst- und Hilfsbereitschaft. Momentan ist es etwas ruhiger geworden.

Der Gasthof Seifert ist eine Perle der Offenheit und des Fleißes. In diesem Hause weht der Geist unserer Stadt und schenkt uns allen bürgerliches Geschichtsbewusstsein. Gaststätten sind tragende Säulen einer Stadtgemeinschaft, sie zu pflegen und zu fördern ist Aufgabe der kommunalen Verantwortlichen.

Rehau, den 12. Januar 2024

Seifert